Bildnis Wilhelm Merton (Kopie), Walter Petersen, 1906, Historisches Museum Frankfurt, Depot, aus der Arbeit Wilhelm Merton o. D., 1906, 1954, 1986, o. D., 2022-23

Die Arbeit Wilhelm Merton o. D., 1906, 1954, 1986, o. D. dreht sich um die facettenreiche Geschichte eines Wilhelm Merton Gemäldes. Es zeigt ihn in Herrscherpose, wurde dreimal von unterschiedlichen Malern kopiert und einmal fotografisch reproduziert. Diese bildnerische Selbstdarstellung Mertons taucht im Hintergrund unterschiedlicher historischer Fotografien auf, die Schlegel zusammenträgt und mit eigenen Fotografien von aktuellen Standorten der Gemälde kombiniert. Als eine Art visuelles Erbe ist das Porträt eng mit der von ihm mitbegründeten Metallgesellschaft und Johann Wolfgang Goethe-Universität sowie der nach ihm benannten Wilhelm-Merton-Schule und seinen Nachfahren verbunden. Die Archivfotografien mit den originalen, umlaufenden Texten lassen Merton zu einem Zeitzeugen des 20. Jahrhunderts werden. Sie deuten auf patriarchale Strukturen, kapitalistisches Handeln, Fortschrittsglauben und Globalisierungsbestrebungen hin. Die dokumentarischen Fotografien der aktuellen Gemäldestandorte werfen die Fragen nach der Bedeutung des Gemäldes und Mertons Erbe in der heutigen Zeit auf.

„Das repräsentative Ganzkörperporträt des Industriellen zeugt von dessen bürgerlichem Selbstverständnis.“ (Universitätsarchiv Frankfurt a. M., Abt. 812, Nr. 74). Das ursprüngliche Gemälde wurde von Julius Hülsen angefertigt. Aus diesem nicht datierten Porträt wurde wahrscheinlich während der NS-Zeit von den Nationalsozialisten der Kopf herausgeschnitten. Der weitere Verbleib dieses ersten Gemäldes bleibt unklar. 1906 wurde das Porträt von Walter Petersen kopiert. Dieses Gemälde war zuerst im Besitz der Merton Familie und hing nach dem zweiten Weltkrieg jahrzehntelang im großen Sitzungssaal der von Wilhelm Merton mitbegründeten Metallgesellschaft, bis es in den Bestand des Historischen Museums Frankfurt überging. Dort lagert es im Depot, wurde kürzlich restauriert und ist derzeit in der Ausstellung „Metall & Gesellschaft“ im Jüdischen Museum Frankfurt zu sehen. 1956 malte Hans Saalig eine zweite Kopie, die der Rektor der von Merton mitbegründeten Goethe-Universität Frankfurt in Auftrag gegeben hat. Es hängt heute im Treppenhaus des Universitätsarchivs Frankfurt. 1986 wurde das Porträt ein drittes Mal von Mieczyslaw Kaminski für die Wilhelm-Merton-Schule kopiert, wo es bis heute hängt. Zudem wurde für die Metallgesellschaft eine fotografische Reproduktion des Petersen Gemäldes angefertigt, welche später der Nachfolgegesellschaft GEA Group gehörte und 2020 der Ur-Ur-Großnichte Wilhelm Mertons, der Pop-Musikerin Alice Merton, vor einem Konzert in Frankfurt geschenkt wurde. Diese komplexe Historie der fünf Porträts wird in Schlegels Arbeit visualisiert. Durch die zusätzlichen bildlichen wie textlichen Informationen im Ausstellungsraum entstehen weitere Verflechtungen mit neueren geschichtlichen Entwicklungen.


Bildnis Wilhelm Merton (Reproduktion), Fotograf*in und Jahr unbekannt, Wohnhaus Familie Oswalt, Frankfurt am Main, aus der Arbeit Wilhelm Merton o. D., 1906, 1954, 1986, o. D., 2022-23


links: Bildnis Wilhelm Merton (Kopie), Hans Saalig, 1954, Universitätsarchiv Frankfurt, Treppenhaus, aus der Arbeit Wilhelm Merton o. D., 1906, 1954, 1986, o. D., 2022-23
rechts: Bildnis Wilhelm Merton (Reproduktion), Fotograf*in und Jahr unbekannt, Isenburger Schloss, Offenbach am Main, aus der Arbeit Wilhelm Merton o. D., 1906, 1954, 1986, o. D., 2022-23


Bildnis Wilhelm Merton (Kopie), Walter Petersen, 1906, Restaurierungswerkstatt, Elz, aus der Arbeit Wilhelm Merton o. D., 1906, 1954, 1986, o. D., 2022-23



 

 

 

Wilhelm Merton o. D., 1906, 1954, 1986, o. D. // 2022-23
Ausstellungsansichten hit pay dirt, basis e.V., Frankfurt am Main, 2023