whiteout, 2020
Video, 31 min.


Das Fotografiertwerden gilt in manchen Kulturkreisen als Fixierung eines Teiles der Seele der abgebildeten Person auf der Fotografie. Man glaubt, dass eine Art Hülle, die vorher den Menschen umgab, in die bildtragende Gelatineschicht des fotografischen Bildes umgewandelt und darin eingeschlossen wird. Passfotografien nehmen innerhalb der Fotografie einen Sonderstatus ein. Sie dienen der Identifizierung einer Person. Man benötigt sie voranging für offizielle Dokumente oder Unterlagen.Daneben hat sich ein anderer, privater Gebrauch entwickelt. Passfotos nahestehender Personen werden beispielsweise im Geldbeutel mit sich getragen, um eine räumliche Distanz scheinbar zu überwinden.2

Die Arbeit whiteout thematisiert diesen Glauben in die Fotografie. Schwarz-weiße Passfotografien werden mit einer farblosen Flüssigkeit übergossen. Die Farbpigmente lösen sich langsam ab, die Abbildung verschwindet unwiederbringlich. Zurück bleiben die, in der Flüssigkeit aufgelösten Pigmente und ein weißes Papier, das anschließend mit einer Zange herausgenommen wird. Die Fotografie wird als materieller Träger behandelt. Das, was über diese Materie hinausweist wird hinterfragt. Es wird deutlich, dass wir selbst es sind, die Fotografien mit Erinnerungen, Assoziationen, Gefühlen und Glauben füllen. »Was immer auch ein Photo dem Auge zeigt und wie immer es gestaltet sein mag, es ist doch allemal unsichtbar: es ist nicht das Photo das man sieht.«3






1vgl. Spitzing, Günter: Fotopsychologie – Die subjektive Seite des Objektivierens, Weinheim: Beltz Verlag, 1985, S. 35 f
2Lanz, Eric: Eröffnungrede »Regards sans limites«am 28.8.2019 im Künstlerhaus Saarbrücken, Saarbrücken, 2019
3Barthes, Roland: Die helle Kammer – Bemerkungen zur Photografie, 16. Auflage, Frankfurt am Main: Suhrkamp Taschenbuch Verlag, 2016, S.14